Der Tiefbrunnen 1959


Es ist heute kaum vorstellbar, dass bis zum Jahre 1959 die gemeinschaftliche Wasserversorgung aus einer Quellfassung  und einer Wasserleitung mit natürlichem Druck bestand. Daneben gab es Hausbrunnen mit elektrischer Pumpe und Druckspeicher. In frost­harten Wintern kam es vor, dass die Leitung einfror. Es sind noch Rechnungen der Fa. Jacobsen für das Auftauen der Leitung erhalten. Sie datieren von 1942, 1947, 1955 und 1956. Auch die Anschlussinhaber mussten auf Hofbrunnen und auf den Buursod zurückgreifen. Im trockenen Sommer 1959 trat wie auch schon in Jahren zuvor Wassermangel auf. Die Prüfung des Medizinaluntersuchungsamtes stellte einen unbefriedigenden bakteriologischen Befund für das Quellwasser fest und empfahl eine Tiefbohrung

 

Der Entschluss, eine Tiefbohrung niederzubringen, ist der Anfang der modernen Wasserversorgung und die Grundlage der Versorgung aller Haushalte im heutigen Nindorf.

 

In der Nindorfer Schulchronik schreibt Lehrer Backhaus:

(...)

War bislang das Jahr 1911 als Dürrejahr bekannt, so wurde es noch vom Jahre 1959 übertroffen. Die Trockenheit begann schon zu Anfang des Frühlings. Am 18. Mai, dem zweiten Pfingsttag, brachte endlich ein Gewitter ergiebigen Regen. Dann dauerte es bis zum 27. Juni, bis endlich wieder ein Regen uns Erquickung brachte. Am 8. Juli stieg das Thermometer am Fenster auf 39 Grad an, am folgenden Tage kletterte es sogar auf 41 Grad! Erst am 14. August brachte ein Gewitter endlich wieder Regen, der eine halbe Stunde anhielt. Bald fing das Wasser in der Leitung an knapp zu werden. Schließlich spendete sie nur noch morgens und abends soviel, daß es für den menschlichen Bedarf eben reichte. Der Dorfbrunnen war wieder der Retter in der Not. Doch bei dieser langen und großen Dürre ging auch ihm schließlich die Puste aus, sodaß die Bauern sich gezwungen sahen, das Wasser für das Vieh in Jauchetonnen aus der Aue zu holen.

Aber die große Trockenheit brachte uns auch etwas Gutes ein. Endlich wurde nun mit der schon längst fälligen Bohrung nach Wasser begonnen. Es wurde eine große Geduldsprobe! Nach wenigen Metern stieß man auf harten dunkelblauen Ton, der bis in 90 m Tiefe reichte. Über acht Wochen dauerte es, bis man diese Schicht durchbohrt hatte. In 96 m Tiefe stieß man endlich auf eine ergiebige Ader, und am Abend des 2. Dezembers strömte wieder Wasser aus den Hähnen! Das war nach der langen Unterbrechung ein schier unfaßbarer Anblick. Die Ausdauer hatte sich gelohnt!

(...)

Am 9.12.1959 fand eine außerordentliche Generalversammlung der Wasserinteressengemeinschaft statt,  Auf der Tagesordnung standen grundsätzliche Beratungen. Es ging hauptsächlich um das Stimmengewicht und die Finanzierungspflichten der Mitglieder.

Im Protokoll steht

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5.

Klärung bei Abstimmung über Stimmabgabe pro Kopf oder Anteil der alten Anteile.

Finanzierung der z.Zt. durchgeführten Tiefbohrung.

Aufnahme neuer Mitglieder und den Anteil bzw. Vorausleistung an die Wasserleitung.

Anschaffung von Wasseruhren und deren Finanzierung.

Verschiedenes.

 

:Es wurde beschlossen:

 1.    

 2.

 

 

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4..

5.

       

       

2/3 der Anwesenden waren bei Abstimmung für lt. Anteilen, nicht pro Kopf.

Die bisherige Aufteilung in 1/5 Anteile wurde nach Aussprache in 10tel umgewandelt. Für 1/10 Anteil soll 100 M. bis zum 15.12.59 auf Konto Wasserleitung Spar- Darlehnskasse Egestorf eingezahlt werden.

Es wurde neu aufgenommen Helmut Ehrhorn, K. Hinz, Günter Koeplin, Ewald Schierhorn. Diese Neuaufnahmen sollen ihre Leitung ab der Hauptleitung selbst finanzieren.

Die Anschaffung der Wasseruhren wurde abgelehnt.

Verschiedenes: Für geleistete Arbeit soll ein Tagelohn von 20 M. angerechnet werden, dieser Tagelohn soll auf die einzelnen Mitglieder umgelegt werden, wer nicht genügend Tage raus hat, muss zuzahlen. Jedes Jahr soll eine Generalversammlung mit Jahresabschluss vorgelegt werden. Wenn sich ein Interessent weigert, das Geld zu zahlen, so soll dies eingezogen werden. Dann soll eine Versammlung einberufen werden, um diesen Fall endgültig zu regeln. Für den Jahresabschluss sollen 2 Prüfer bestellt werden.

 

 

 

Dem Protokoll ist ein Anhang beigefügtmit den in der Generalversammlung festgesetzten Anteilen der Mitglieder, die jetzt in Zehntel Anteilen berechnet werden. Daraus ergeben sich die Rechte bei Abstimmungen und die finanziellen Verpflichtungen. 1959 waren es 29 Mitglieder. Im Protokoll sind Beginn und Ende der Versammlung nicht eingetragen. Man kann sich vorstellen, daß es eine lange Sitzung war.

 

Anhang

     Heinrich Sellhorn, Nr.1               12 Anteile 

Rudolf Hinz, Nr.2                           9

Helmuth Ehrhorn, Nr.3                  11

H.Hermann Vogt, Nr.5                   14

Aug. Ahlers, Nr.7                             5

Gustav Mencke, Nr.8                       6

Hermann Pohlmann, Nr.9               6

Willy Steffen, Nr.10                        5

Wilh. Gerdau, Nr.15                       3

Wilh. Isernhagen, Nr. 18                 2

Georg Krug, Nr. 19                         5

Hans Ahlers, Nr. 20                        3

Hermann Schlüschen, Nr.21            3

Mariechen Hinz, Nr.22                  2

       Georg Schierhorn, Nr.23                  3

 

  

   Fritz Börner, Nr.24                          2

     Willy Kistenbrügger, Nr.25                2

     Otto Krug, Nr.32                             3

     Rud. Köhler, Nr.33                          3

     Ewald Frank, Nr.37                        3

     Günther Koeplin, Nr.38                   3

     Karl Ahlers, Nr.40                           3

     Ewald Schierhorn, Nr.41                  2

     Gemeinde u. Schule                           10

     Fritz Pohlmann                              5

     Erich Mencke                                   3

     Franke (Matschke)                           3

     Decke                                               1

     Uenzelmann                                    1

 

Für die Finanzierung des Tiefbrunnens wurde kein Kredit aufgenommen wie bei der ersten Anlage 1905. Die Mitglieder zahlten eine Umlage entsprechend ihren Anteilen, wie aus Punkt 2 ersichtlich ist. Außerdem wurden nach alter Gewohnheit Arbeiten in Eigenleistung ausgeführt. Die Abrechnung dafür ist im Punkt Verschiedenes geregelt. Wie Klaus Krug berichtet, wurde die Bohrung in Handarbeit gedreht und der Graben für die Leitung wurde aufgepflügt und in Handarbeit geschaufelt. Lehrer Backhaus schreibt, dass die Bohrarbeiten 8 Wochen gedauert haben.

 

Den Auftrag für die Brunnenanlage erhielt Fa. Wagner, Jesteburg. In 96 m Tiefe wurde ein ergiebiger Wasservorrat erschlossen. Dazu wurde ein Pumpenkeller mit einem 10 cbm Druckkessel errichtet.

 

In der Jahreshauptversammlung 1960 wurden die finanziellen Verpflichtungen der Mitglieder ab 1961 festgelegt: pro Anteil 4,- DM vierteljährlich.

 

Es zeichnete sich in dieser Zeit eine Erweiterung des Dorfes ab, weshalb in der Mitgliederversammlung am 3.3.61 über das Verfahren bei Neuanschlüssen beraten wurde, insbesondere für die geplante Siedlung mit 32 Parzellen. Herr Börner gab zu Protokoll:

(es sei) künftig die Leitungswasserversorgung schon aus hygienischen Gründen für alle Haushaltungen anzustreben ... unter der Voraussetzung, dass den alten Wasserleitungsteilnehmern keine Benachteiligungen ihres Anschlusses erwachsen.“

Hier ist vorausschauend festgelegt, dass Investitionen zur Erhöhung der Förderung auf die hinzukommenden Anschlüsse umgelegt werden.